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Mittwoch, 27. Mai 2009

auf dem stein.. (I)


dieses spiel hatte ich von klein an gespielt. am ende eines tages, kurz vor dem einschlafen, setzte ich mich in gedanken auf einen stein, einen, der so hoch war, dass ich gerade noch hinaufklettern konnte, ohne mir beim runterrutschen weh zu tun und schaute herunter. Ich betrachtete mir das erlebte. die einzelnen szenen des tages öffneten sich in meinem kopf wie zimmer einer puppenstube in die ich von oben hineinblickte und die menschen, denen ich begegnet war, spielten mir zwanghaft im zeitraffer noch einmal alles vor. die blickwinkel waren verengt, und die gefühle, die ich beim ablauf mitten im ereignis und danach gehabt hatte, waren klebrige bänder, die mich mit dem erlebten verbanden und es bis heute an mir haften lassen.
aha, sagte ich dann also, dort sitzt anna und brüllt. anna war an dem tag meine kontrahentin im sandkasten gewesen. annas mutter war während des geschreis aus dem haus gelaufen und hatte nach langem hin und her schließlich die gewünschten sandförmchen herbeigeschafft. weil anna aus einer laune heraus nicht zufrieden gewesen war, hatte sie ihrer mutter sand ins gesicht geschmissen. ihre mutter war mit kläglichem gewimmer wieder verschwunden. die ist blöd, hatte anna geknurrt. das verstand ich nicht, denn meine mutter war nie blöd, schon gar nicht, wenn sie mir sandförmchen hinterhertrug. aber bei anna war das anders.
auf meinem stein sitzend, dachte ich an annas mutter. die war jetzt im haus und wartete darauf, wie der kuckuck aus der uhr hervorzuschießen, nur weil anna glaubte, dass es zeit dazu wäre. mehr als den kuckuck und die uhr konnte ich mir nicht vorstellen, weil ich doch noch ein kind war. aber das reichte schon, um eine gewisse monotonisierung im ablauf der welt zu erkennen. und weil das mit anna und mit barbara und mit peter ähnlich war, mit kleinen abwandlungen natürlich, (ramonas, kevins und michelles waren noch nicht geboren), prägte sich mir das bild der welt als ein habgierig schnappendes maul ein, das in die hand, die ihr futter gibt, hineinbeißt.


gleichmäßig pocht
im gehäuse das uhrwerk
in meinem kopf

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